Kapellbrücke

Die Kapellbrücke ist die bekannteste Brücke in Europa und neben der Golden Gate Bridge wahrscheinlich auch die berühmteste der ganzen Welt. Zudem ist sie die älteste Holzbrücke und die zweitlängste überdachte Holzbrücke in Europa. Sie ist 204 Meter lang und verbindet die Altstadt mit der Neustadt, welche beide durch die Reuss getrennt sind.

Kapellbrücke von oben

Geschichte

Die Kapellbrücke wurde etwa ab 1333 erbaut, zuerst vor allem als Teil der Stadtmauern. Schriftlich wird sie erstmals 1365 erwähnt. Bis 1835 war die Brücke ca. 75 Meter länger und verband zusätzlich die Peterskapelle mit der Hofkirche, musste dann aber zwecks Aufschüttung des Sees beim Schwanenplatz und Schweizerhofquai verkürzt werden. Die Kapellbrücke wurde unzählige Male renoviert und wahrscheinlich auch mehrmals fast komplett neu gebaut. Im 19. Jahrhundert wollte der Luzerner Stadtrat die Kapellbrücke abreissen. Die anderen Seekantone machten Druck, weil sie schlimmere Überschwemmungen wegen dem Neubau der Seebrücke befürchteten. Die Luzerner konnten aber, vor allem mit der Hilfe auswärtiger Zeitungen, verhindern, dass eine solch grosse Dummheit begangen wurde. 1599 beschloss der Stadtrat, dass die Brücke mit einem Bilderzyklus geschmückt werden sollte und seitdem sind etwa alle 2 Meter dreieckige Holztafeln im Giebel angebracht. Das spekatulärste Ereignis im Zusammenhang mit der Kapellbrücke ist sicherlich der Brand von 1993, bei dem beinahe die komplette Brücke niederbrannte.

Altes Bild der Kapellbrücke

Wasserturm

Der 34,5 Meter hohe Wasserturm wurde 1300, also rund ein halbes Jahrhundert vor der Kapellbrücke, in die Reuss gebaut. Erreichbar ist der Wasserturm über einen kurzen Quergang von der Kapellbrücke her. Über die Jahrzehnte hinweg hatte der Turm viele verschiedene Aufgaben. So wurde er als Wachturm und Eckpfeiler der Stadtbefestigung, Stadtarchiv, Schatzkammer, sowie als Kerker und Folterkammer genutzt. Bereits 1862 baute ein Glasermeister einen Souvenirladen, der 1962 neu gebaut wurde und auch heute noch für Touristen geöffnet ist.

Kapellbrücke und Wasserturm Die Kapellbrücke und der Wasserturm im Winter

Brand 1993

In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1993 brannte ein Grossteil der Luzerner Kapellbrücke nieder. Das Feuer ist wahrscheinlich entstanden, weil ein achtloser Passant eine brennende Zigarette auf eines der Boote unter der Brücke warf, worauf das Boot Flammen fing und das Feuer auf die Brücke übergriff. Beim Brand wurden auch viele der Bilder zerstört und nur ein Teil konnte restauriert werden. Die Kapellbrücke wurde in Rekordzeit wieder aufgebaut und am 14. April 1994 neu eingeweiht. Das Ereignis löste ein riesiges Medienecho aus und die Kapellbrücke wurde weltweit noch berühmter, als sie ohnehin schon war.

Brand der Kapellbrücke

Der Bilderzyklus

Die Luzerner Regierung, damals ein wohlhabendes und gebildetes Patriziat, förderte im 15. Jahrhundert die Anstrengungen gegen die Reformation mit allen Mitteln. Deshalb bestückt man verschiedene Brücken von Luzern mit Bilderzyklen, welche religiöse Themen zeigen. Heute würde man wohl „Propaganda“ oder „Werbung“ dazu sagen. Da die Haupteinnahmen der Stadt darin bestand, Söldner von Luzern an andere Länder auszuleihen, beauftragte der Rat 1599 den Stadtschreiber, Dichter und Universalgelehrten Renward Cysat, ein Bildprogramm „von der Stadt des Vaterlands Geschichten“ zu entwerfen. Es soll die Sicht auf die Geschichte aus Sicht der katholischen Gegenreformation zeigen. Gemeinsam mit dem Ratsherrn Rudolf von Sonnenberg verfasst er auch die vierzeiligen Verse, die auf dem Rahmen jedes Bildes stehen. Man wollte den Leuten zeigen, dass seelisches und irdisches Glück in Luzern eng verwandt waren: Wer beides für sich wünschte, musste Schweizer, besser aber noch: Luzerner sein, dem katholischen Glauben angehören und als Soldat tüchtig und gewillt sein, fremde Dienste zu leisten.

Bilderzyklus der Kapellbrücke

Bezahlt wurden die Bilder durch eine Art Sponsoring. Die wohlhabenden Bürger und die Mitglieder der Räte konnten ein Bild stiften und dafür wurde ihr Familienwappen und das Wappen der Familie von der Ehefrau unten auf das Bild gemalt. Der Maler Hans Heinrich Wägmann (Spätrenaissance) erhielt den Auftrag, den Bilderzyklus umzusetzen. Ursprünglich wurden 158 Bilder erstellt, wovon 147 bis 1993 erhalten blieben. Die Bilder mussten im Laufe der Zeit immer wieder restauriert werden und es kann davon ausgegangen werden, dass nicht mehr alle im exakten Originalzustand sind.

Beim Brand der Kapellbrücke hingen 110 Bilder in den Giebeln. Am Morgen des 18. August 1993 konnten die Überreste von 47 geborgen werden. 30 Bilder konnten bis 1998 restauriert werden. Sie hängen heute wieder und können beim Überqueren der Kapellbrücke bestaunt werden.

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